Stolpersteine Gangelt FamilienGeschichtenKontakt

Die Geschichte von Emil Falkenstein und die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Gangelt

Dieser Text erscheint mit freundlicher Genehmigung des Autors Oliver Thelen (Freiwillige Feuerwehr Gangelt).

Nach rund 40-jähriger Suche wurde Ende 2012 das erste Protokollbuch der Feuerwehr Gangelt mit den Aufzeichnungen der Jahre 1899 bis 1937 wiedergefunden. Mit der Auswertung des Buches konnten zahlreiche Lücken in der Geschichte der Feuerwehr Gangelt geschlossen werden. Es stellte sich jedoch eine neue Frage: Einer der Protokollbuchführer, Emil Falkenstein, war Gründungsmitglied im Jahre 1899 und von 1925 bis 1933 gehörte er als Protokollbuchführer dem Vorstand der Feuerwehr Gangelt an. Ab Juni 1933 wurde sein Namen im Protokollbuch der Feuerwehr Gangelt nie wieder erwähnt. Dies gab uns den Anlass, mehr über das Schicksal von Emil Falkenstein zu erfahren.

Hier ist seine Geschichte:

Emil Falkenstein wurde am 29. September 1870 in Hastenrath bei Gangelt als Sohn von Helene Hindle Rosendahl und Voss Uri Falkenstein geboren. Seine jüngeren Schwestern Wilhelmine (später verheiratete Sassen) und Julia (spätere verheiratete Zeligman) wurden am 8. Juni 1874 beziehungsweise am 14. April 1881 geboren. Über seinen Bruder Aron Falkenstein ist bislang leider nichts bekannt.

Emils Mutter Helene Hindle Rosendahl starb am 07. Februar 1903. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof am Wirtsberg in Gangelt beigesetzt. Ihr Grabstein ist bis heute erhalten.

Emil Falkenstein heiratete Jeanette Henriette Lichtenstein. Jeanette wurde am 01. März 1880 in Waldenrath geboren. Ihre Eltern waren Abraham und Amalia Lichtenstein, geborene Levi. Emil und Jeanette hatten zusammen zwei Kinder. Ihr Sohn Hermann wurde am 19. März 1907 und ihre Tochter Meta am 26. Mai 1910 geboren.

Beide Kinder kamen in Gangelt zur Welt.

Am 27. April 1922 starb Emils Vater Voss Uri Falkenstein im Alter von 97 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war er Gangelts ältester Einwohner. Er wohnte bis zuletzt bei seinem Sohn Emil am Bruchtor (Bruchstraße 128), wo dieser ein Tabak- und Lederwarengeschäft betrieb. Zuvor stellten die beiden auch selber Zigarren her.1 Auch der Grabstein von Voss Uri Falkenstein ist bis heute auf dem Gangelter Friedhof am Wirtsberg erhalten geblieben.

Die Familie Rosendahl war seit Generationen fest im Grenzstädtchen Gangelt verwurzelt. Bereits Emils Großvater Aron Rosendahl kam am 28. Januar 1806 in Gangelt zur Welt. Im 19. Jahrhundert gerieten kleinere Brände leicht außer Kontrolle und legten oftmals ganze Stadtviertel in Schutt und Asche. Dem Beispiel anderer Städte und Gemeinden folgend rief man auch in Gangelt die Bevölkerung auf, eine Freiwillige Feuerwehr aufzustellen. Zusammen mit 47 weiteren Gangelter Bürgern gründeten Max Rosendahl, Siegmund Morgenstern, Lion Leopold und Emil Falkenstein am 24. Oktober 1899 die Freiwillige Feuerwehr Gangelt. Gemeinsam mit ihren Kameraden bekämpften die Vier mehrere Großbrände in Gangelt und riskierten dabei Leib und Leben für das Hab und Gut anderer Mitbürger. Auch Emil Falkensteins Sohn Hermann war aktiv in das Dorfleben eingebunden. Er war ein guter Flügelstürmer (Linksaußen) bei dem Fußballverein Victoria 08 Gangelt.

Während des Ersten Weltkriegs verstarb am 4. September 1916 der Gangelter Wehrmann Siegmund Morgenstern. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Gangelt beigesetzt. Auch sein Grabstein ist bis heute gut erhalten.

Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 wurden die freiwilligen Feuerwehren im durch die Franzosen besetzten Rheinland verboten. Bei der Neugründungsversammlung am 4. Oktober 1920 trat Emil Falkenstein ohne zu zögern der Wehr wieder bei. Er war damals bereits 50 Jahre alt.

Lion Leopold trat ebenfalls der Wehr erneut bei. Er wurde von den Mitgliedern zum Leiter der Wasserabteilung gewählt. Bei Einsätzen war Lion Leopold demnach verantwortlich für die Wasserversorgung. Bei der ersten Generalversammlung am 15. März 1924 war Lion Leopold jedoch nicht mehr als Mitglied der Feuerwehr Gangelt geführt. Über seine Austrittsgründe ist leider nichts bekannt.

Der Viehhändler Max Rosendahl wurde nach dem Ersten Weltkrieg nicht erneut Mitglied der Feuerwehr Gangelt. Auch er war zu diesem Zeitpunkt bereits 48 Jahre alt.

Am 12. Juli 1925 wurde Emil Falkenstein zusammen mit sieben weiteren Kameraden für seine 25-jährige treue Mitgliedschaft bei der Feuerwehr Gangelt mit der Ehrenurkunde des Feuerwehrverbandes der Rheinprovinz ausgezeichnet.2

Am selben Tag wurde Emil Falkenstein zudem in den Vorstand der Feuerwehr Gangelt berufen. Dort bekleidete er das Amt des Schriftführers. Zu seinen Aufgaben zählte insbesondere die Dokumentation der Einsätze und anderer wichtiger Ereignisse im Protokollbuch der Feuerwehr Gangelt. Dank der ausführlichen Dokumentation im Protokollbuch ist die Geschichte der Feuerwehr Gangelt bis heute erhalten geblieben. Darüber hinaus verlas er bei den Jahreshauptversammlungen den Jahresbericht der Wehr, den er zuvor erstellt hatte.

Die Vorstandsversammlungen fanden in der Regel in den hiesigen Gaststätten statt, wobei die Inhaber in der Regel auch Wehrmitglieder waren. Weitere Vorstandsversammlungen fanden aber auch bei Emil Falkenstein Zuhause statt.

Emil Falkenstein war jedoch nicht nur bei der Freiwilligen Feuerwehr ehrenamtlich aktiv. Von 1926 bis zur Fusion der Kreise Geilenkirchen und Heinsberg im Jahre 1932 übernahm er auch den Vorsitz der Ortsgruppe Gangelt des Kreisgewerbeverbandes Geilenkirchen.

Bei der Generalversammlung am 15. Februar 1930 wurde er erneut in den Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Gangelt gewählt.

Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) begannen die Repressalien gegen Regimekritiker und Juden. Auch in Gangelt bildete sich eine kleine, schlagkräftige Anhängerschaft der NSDAP und der Sturmabteilung (SA). Wenige Tage nach der Machtergreifung der NSDAP trat am 01. Februar 1933 unter der Mitgliedsnummer 1441326 der Gangelter Bürgermeister Dr. Laumen der NSDAP bei und besetzte den Gemeinderat mit NSDAP-Mitgliedern neu.3 Das “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” vom 7. April 1933 wurde bis in die untersten Verwaltungsebenen der Gemeinden umgesetzt. Den sogenannten Arierparagraphen übernahmen nicht nur die kommunalen Einrichtungen sondern nahezu sämtliche Organisationen bis hinunter zu Sportund Gesangvereinen auch ohne staatlichen Zwang.4 Das Gesetz hatte unter anderem zur Folge, dass Juden und Sozialdemokraten aus der Feuerwehr ausgeschlossen wurden. Nach fast 34-jährigem Dienst am Nächsten wurde Emil Falkenstein im Juni 1933 kommentarlos aus der Feuerwehr ausgeschlossen. Sein letzter Eintrag in das Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Gangelt erfolgte am 08. Juni 1933.5

In den folgenden Monaten nahmen die Repressalien gegen Juden immer weiter zu. Bürger, die bei Juden einkaufen gingen, wurden bedroht und beschimpft. So ging auch der Umsatz des Tabakwarengeschäftes Falkenstein kontinuierlich von etwa 20.000 Reichsmark im Jahre 1930 auf 12.292 Reichsmark im Jahr 1936 bis 5.132 Reichsmark im Jahr 1938 zurück.6

Während Emil mit seiner Frau Jeanette in Gangelt blieb, wollte Emils Sohn Hermann Falkenstein die Verunglimpfungen nicht länger über sich ergehen lassen und wanderte am 23. Dezember 1936 in das benachbarte niederländische Sittard aus. Dort eröffnete er am 01. Januar 1937 ein Großhandelsgeschäft für chemische Artikel. Im September 1937 verlegte er das Geschäft in das niederländische Roermond, wobei ihn Albert Marx unterstützte und das Geschäft zusammen mit Hermann führte. Ende 1939 trat Hermann aus dem Geschäft aus. Zwischenzeitlich hatte er die Niederländerin Mietje van der Sluis, die am 2. August 1913 in Meppel geboren wurde, kennengelernt und geheiratet. Mit ihr zusammen eröffnete Hermann ein Einzelhandelsgeschäft für Galanteriewaren in der Bergstraat 3 in Roermond.7

Auch Emils Tochter Meta Falkenstein wanderte in die benachbarten Niederlande aus. Sie zog am 24. August 1938 zu ihrem Freund Albert Marx und ihrem Bruder Hermann nach Roermond. Aufgrund der starken Umsatzeinbußen konnte sich Emil Falkenstein jedoch die Aussteuer für die neue Wohnung seiner Tochter Meta nicht leisten. Der Inhaber des Gangelter Modehauses Albert Josephs lieh Emil das Geld für die Aussteuer.

Währenddessen spitzte sich die Situation in Deutschland immer weiter zu. Ende Oktober 1938 wurden zwischen 15.000 und 17.000 Juden in der sogenannten “Polenaktion” aus Deutschland vertrieben, die zwar einen polnischen Pass hatten, allerdings bereits oft lange in Deutschland lebten.8 Da Polen sie nicht alle aufnehmen konnte und wollte, lebten viele dieser Juden im “Niemandsland” zwischen Deutschland und Polen unter schrecklichsten Lebensbedingungen. Unter ihnen war auch die Familie Grynspan aus Hannover. Als ihr Sohn Herschel, der zu diesem Zeitpunkt in Paris studierte, von dem Schicksal seiner Eltern erfuhr, wollte er aus blinder Wut den deutschen Botschafter in Paris ermorden. Stattdessen traf er den Gesandtschaftsrat Ernst vom Rath und verletzte ihn schwer. Am 9. November erlag Ernst vom Rath seinen schweren Verletzungen. Die Nazis nutzten diese Tat, um den Hass gegen Juden in der Bevölkerung zu schüren. Nach dem Tod des Gesandtschaftsrates ließen die Nazis ihrer Wut freien Lauf und im ganzen Land kam es zu Übergriffen gegen Juden.9 In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörte gegen zwei Uhr nachts ein Trupp des Geilenkirchener Reichsarbeitsdienstes unter Leitung von Gangelter Nazis das Innere der Gangelter Synagoge sowie Wohn- und Geschäftshäuser der Gangelter Juden. Die im Jahre 1819 gebaute Synagoge wurde nur deshalb nicht in Brand gesteckt, da dies eine Gefahr für die direkt angrenzenden, landwirtschaftlichen Gebäude gewesen wäre. Alle männlichen Juden aus Gangelt wurden festgenommen und kurzzeitig in das Verlies im Heinsberger Tor eingesperrt.10

Aufgrund der Boykottmaßnahmen musste Emil sein Geschäft schließen und sein Eigentum deutlich unter Wert verkaufen. Am 5. Juni 1939 wurden er und seine Frau Jeanette von den Nazis gezwungen, Gangelt zu verlassen. Die Gangelter Juden wurden zusammen mit den Juden aus Waldenrath, Geilenkirchen und Übach-Palenberg nach Setterich in ein Judenhaus getrieben. Seit dem 19. September 1941 mussten alle Juden, die sich in der Öffentlichkeit zeigten, den Davidstern tragen. Am 20. Januar 1942 fand in Berlin-Wannsee die folgenschwere Konferenz zur Vorbereitung der “Endlösung” der Judenfrage statt. Die jüdischen Familien, soweit sie sich nicht schon ins benachbarte Ausland abgesetzt hatten, wurden nach Aachen transportiert.11 Im Zuge dessen wurden Emil Falkenstein und seine Frau Jeanette am 03. März 1942 in das israelitische Altenheim Kalverbenden 87 eingewiesen.12

Das israelitische Altenheim Kalverbenden diente allerdings nur als Übergangslager, denn bei der Berliner Wannsee-Konferenz wurde das Konzentrationslager Theresienstadt (Terezín, heutiges Tschechien) als “Altersghetto” für deutsche Juden beschlossen. Daher wurden Reichsjuden über 65 Jahre sowie kriegsgeschädigte Juden und Juden mit Kriegsauszeichnungen in Theresienstadt untergebracht.13 Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt im Sammellager “Grüner Weg” in Aachen wurden Emil Falkenstein und seine Frau Jeanette am 25. Juli 1942 von Aachen in das Konzentrationslager Theresienstadt (Transport VII/2, Zug DA71, Häftlingsnummer 31 – Emil bzw. Transport VII/2, Zug DA 71, Häftlingsnummer 32 – Jeanette) deportiert.14 Den Juden wurden Heimeinkaufsverträge angeboten, in denen angemessene Unterbringung, Verpflegung und ärztliche Versorgung zugesichert wurde. Hierfür mussten die Deportierten das noch übrige Vermögen als Gegenleistung zahlen. Diese Leistungen wurden jedoch nie erbracht, es herrschten so entsetzliche Lebensumstände, dass rund ein Viertel der Gefangenen des Ghettos Theresienstadt (etwa 33.000 Menschen) starben.15

Emil und Jeanette Falkenstein überlebten zwar das Konzentrationslager Theresienstadt, nach rund acht Wochen wurden die Beiden jedoch erneut deportiert. Ebenso wie 16.098 andere deutsche Juden wurden sie Richtung Osten verschleppt. Am 26. September 1942 wurden sie vom KZ Theresienstadt ins Vernichtungslager Treblinka (Transport Br-538 – Emil bzw. Transport Br-539 – Jeanette) deportiert. Das Vernichtungslager Treblinka hatte allein den Zweck, Menschen zu töten. Den ankommenden Deportierten wurde vermittelt, dass es sich um ein Durchgangslager handelt, wie Emil Falkenstein und seine Frau Jeanette es schon aus Theresienstadt kannten. Die Ankömmlinge wurden jedoch entweder in Gaskammern getötet oder, wenn sie gebrechlich waren, direkt erschossen. Im Vernichtungslager konnten Menschen aus 20 Eisenbahnwagons gleichzeitig ermordet werden. Von der Ankunft eines Zuges im Lager bis zur Ermordung der neu angekommenen Opfer vergingen “im Regelfalle nicht mehr als 1 1/2 Stunden”.16 Da keine Aufzeichnungen darüber existieren, wann wer in Treblinka ermordet wurde, muss angenommen werden, dass Emil Falkenstein und seine Frau Jeanette gleich nach der Ankunft Ende September 1942 im Vernichtungslager Treblinka getötet wurden. Der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler entschied bereits im Frühjahr 1942, dass alle Spuren von Morden an Juden vernichtet werden sollten (“Sonderaktion 1005”).17 Ab März 1943 wurde damit begonnen, die Leichen zu exhumieren und zu verbrennen, so vermutlich auch die des Ehepaares Falkenstein. Himmler, der Ende Februar/Anfang März 1943 persönlich zu Besuch im Vernichtungslager Treblinka war und die Aktion vermutlich mündlich anordnete18, war neben seinem Posten als Reichsführer SS auch oberster Führer der Feuerwehren in Deutschland, dessen Mitglied Emil Falkenstein 33 Jahre lang gewesen war.

Nachdem Emil Falkensteins Sohn Hermann 1939 seine Frau Mietje van der Sluis geheiratet hatte, wurde am 3. September 1941 ihr gemeinsamer Sohn Emil Hans Falkenstein geboren. Die deutschen Besatzungstruppen schlossen ihr Einzelhandelsgeschäft und zwangen Hermann und Mietje ab dem 2. Mai 1942 den Judenstern zu tragen. Als die junge Familie im August 1942, kurz vor dem ersten Geburtstag seines Sohnes, die Einberufung in ein Arbeitslager im Osten bekam, flüchteten Sie mit ihrem Sohn zu Verwandten von Mietje nach Amsterdam. Als einige Tage später, am 25. August 1942, die niederländische Polizei zur Wohnung der Falkensteins in Roermond fuhr, um diese zu verhaften, war die Wohnung leer. Die niederländische Polizei erließ daraufhin Haftbefehl für die Familie Falkenstein.19 Da es für die junge Familie zu gefährlich wurde, brachten Sie ihren Sohn Emil Hans bei dem kinderlosen Ehepaar Henk und Mimi Meinema in Amsterdam unter. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, nannten die beiden das Kind Eddy, da der Name Emil Hans zu deutsch klang. Die beiden zogen das Kind wie ihr eigenes auf, wobei Hermann und Mietje, die sich in der Nähe versteckt hielten, ihr Kind regelmäßig besuchten. Bei ihrem Besuch am 6. Juli 1943 wurden Hermann und Mietje jedoch festgenommen.20 Sie wurden beschuldigt, ihren Wohnsitz ohne die erforderliche Genehmigung geändert zu haben und wurden deshalb in das Konzentrationslager Westerbork eingeliefert. Von dort aus wurden sie eine Woche später, am 13. Juli 1943, in das Vernichtungslager Sobibor (Polen) deportiert. Hermann und Mietje wurden dort am 16. Juli 1943 ermordet.21 Ihr Sohn Emil Hans wurde nach dem Krieg von seiner Tante Meta Marx adoptiert.

Emil Falkensteins kleine Schwester Julia Zeligman wurde am 29. Oktober 1942, ebenso wie ihre ganze weitere Familie, im Konzentrationslager Ausschwitz getötet. Julias Tochter Helena Croonenberg wurde zusammen mit den beiden Enkelkindern Erna (geboren am 16. März 1929) und Julienne (geboren am 20. März 1933) zwei Tage später, am 31. August 1942, ermordet. Auch Julias Sohn Erich mit Ehefrau Irma Auguste de Vries und Kind Joseph fanden allesamt den Tod im Konzentrationslager Auschwitz.

Emils jüngere Schwester Wilhelmine Sassen wurde am 14. Mai 1943 im Vernichtungslager Sobibor getötet.

Insgesamt wurden während des 2. Weltkrieges etwa 6 Millionen Juden ermordet, die meisten Synagogen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Bereits seit 1654 war das jüdische Leben in Gangelt fest verwurzelt. Sie engagierten sich ehrenamtlich in Vereinen, Genossenschaften und Institutionen wie der Freiwilligen Feuerwehr. Die Gangelter Synagoge aus dem Jahre 1819 und der jüdische Friedhof aus dem Jahre 1877 überstanden zwar den Nationalsozialismus, eine jüdische Gemeinde existiert heute in Gangelt jedoch leider nicht mehr. Mit dieser Ausarbeitung soll dem Leben und Sterben unseres Gründungsmitglieds Emil Falkenstein gedacht werden.


  1. Vgl. Seferens, Heimatkalender 1998, S. 119, sowie Einwohner-Adressbuch des Kreises Geilenkirchen 1910 ↩︎

  2. Vgl. “Kreisfeuerwehr-Verbandsfest in Gangelt”, Geilenkirchener Volkszeitung vom 13.07.1925 ↩︎

  3. Gemeindearchiv Gangelt Amt Gangelt Nr. 40 ↩︎

  4. Blazek, S. 11 ↩︎

  5. Vgl. FFW Gangelt, S. 122 ↩︎

  6. RP Aachen, Entschädigungsbescheid zugunsten der Erben, AZ 14-BEG-ZK 48795-Mö/Ba, S. 5 ↩︎

  7. http://www.joodsmonument.nl/page/360221 ↩︎

  8. http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/zwangsausweisung.html.de?page=1 ↩︎

  9. Vgl. Rosendahl, S. 62f ↩︎

  10. Vgl. Seferens, Heimatkalender 1993, S. 117 ff. – Von den Inhaftierten Gangelter Juden wurden lediglich Albert Josephs und Emil Hartog in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Walter Weil, der Schwager von Albert Josephs, hatte einen Schulfreund, der ein hoher Nazifunktionär war. Am Morgen des 11. November rief dieser bei Walter Weil an und bot ihm seine Hilfe an. Nachdem Walter Weil die Ereignisse in Gangelt geschildert hatte, sorgte der Schulfreund für die Freilassung der beiden Gangelter Juden Albert Josephs und Emil Hartog. ↩︎

  11. Vgl. Dr. Achten, S. 44 ↩︎

  12. Vgl. Bierganz/Kreutz ↩︎

  13. Vgl. Wikipedia, KZ Theresienstadt, S. 6 ↩︎

  14. Vgl. Theresienstädter Gedenkbuch ↩︎

  15. Vgl. Wikipedia, KZ Theresienstadt, S. 11 ↩︎

  16. Vgl. Urteil LG Düsseldorf ↩︎

  17. Vgl. Arad S. 170 f. ↩︎

  18. Vgl. Arad S. 173 f. ↩︎

  19. Vgl. Algemeen Politieblad, nr 39, 1 October 1942, 1113, notice 2121 ↩︎

  20. Vgl. http://db.yadvashem.org/righteous/facebookFamily.html?language=en&itemId=5855056 ↩︎

  21. RP Aachen, AZ 14-BEG/ZK: 48.856 Bn/Sch ↩︎