Nachdem die Eltern verstorben waren lebten die Geschwister Irma, Fritz und Heinrich Morgenstern in der Gangelter Neustraße. Ob der drohenden Gefahr durch die Nationalsozialisten verließen Irma und Fritz Gangelt vor dem November 1938 und flüchteten in die Niederlande.

In der Pogromnacht am 09. November 1938 war Heinrich allein im Haus in der Neustraße. Ortsansässige Nazis mit Verstärkung des Reichsarbeitsdienstlagers drangen in jener Nacht in sein Haus ein, zerrten ihn auf die Straße und misshandelten ihn. Die Meute schleppte ihn zum Kahnweiher. Lange hielt sich das Gerücht im Ort, Heinrich sei auf dem Schanzberg ermordet worden. Später stellte sich jedoch heraus, dass ihm die Flucht über die nahe Grenze in die Niederlande gelungen war.

Heinrich kam am 10. November 1938 in Amsterdam an. Durch Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft wurde er mit dem Nötigsten versorgt. Bei der Ausländerbehörde ließ er sich registrieren. Hier musste er sich mehrmals in der Woche melden. Heinrich traf in den Niederlanden auch die Familie Leopold aus Gangelt, der die Flucht aus Gangelt gelungen war. Die Kinder Morgenstern und Leopold waren Vettern und Cousinen.

Trotz vorerst relativer Sicherheit wurde Heinrich am 19. Dezember 1938 festgenommen. Nach dem Aufenthalt in mehreren Gefängnissen kam Heinrich im April 1940 in das Lager Westerbork. Nach der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen 1940, wurde das Lager Westerbork 1942 zum Juden-Durchgangslager. Mit einem der ersten Transporte am 15. Juli 1942 wurde Heinrich mit 1132 Juden in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Hier wurde er am 21.08.1942 ermordet.

Fritz Morgenstern meldete sich am 17.09.1938 in Gangelt ab und flüchtete nach Rotterdam in die Niederlande. Er wanderte von dort in die USA aus. Hier heiratete er und bekam mit seiner Frau zwei Kinder. Zeitweise wohnte er mit seiner Schwester Irma zusammen im selben Haus in New York City. Er schloss er sich der US Army an in der Hoffnung nach Europa zu kommen, um zu helfen, Deutschland von der Nazidiktatur zu befreien. Fritz starb im Juni 1973 in Forest Hills im Alter von 61 Jahren.

Irma Morgenstern flüchtete 1938 in die Niederlande. Von dort kam sie nach England und heiratete einen Herrn Cohen. Am 19.07.1946 wanderte sie mit ihrem Mann ab Southampton an Bord der “John Ericsson” in die USA aus. Hier wohnte sie zeitweise mit ihrem Bruder Fritz und seiner Familie zusammen im selben Haus inNew York City. Irma hatte keine Kinder, aber noch regen Briefkontakt zu einer Familie aus Gangelt. Sie starb 1978 im Alter von 71 Jahren.

Fritz und Irma trafen in New York City auch die Familie Leopold aus Gangelt mit der sie verwandt waren. Die Familie Leopold, ein Ehepaar mit vier Kindern, lebte nach der Flucht aus Gangelt noch eine Zeit in den Niederlanden. Von hier kamen sie in die USA.